-9 Geburtstage ohne mich- Ein Krimi-Tagebuch

Prolog:


In Deutschland kann jeder plötzlich mittellos werden und verdammt nochmal böse auf die Schnauze fallen.

Wie überlebt man dann? Wie überlebt eine Mutter, der alles genommen wurde. Die Unterkunft, die Kinder, die Würde, das Recht?

Wie bezahlt eine solche Mutter ihre Rechnungen und letztlich ihre Schuld?

Geht es genau darum? Zu bezahlen?

Rechenbeispiel: Eine Pfandflasche ist genau 25 Cent wert. 4 Pfandflaschen sind ein industriell hergestelltes Brot zu 500 g in der Plastiktüte von Aldi und Sie bekommen 1 Cent zurück.

Mit 4 Pfandflaschen kann ich also überleben. Wenn ich nur Brot esse.

Warum ich Pfandflaschen sammeln musste?

Weil mein Gehalt abzüglich Unterhaltszahlung, Schuldentilgung, Miete und Lebenshaltungskosten nie gereicht hatte.

Die Pfandflasche in Deutschland war mein neuer Geldbeutel.“

Sie müssen kein Obdachloser ( wie ich es für einige Wochen sogar war) sein oder Bettler, um von diesem System zu profitieren.

Denn:

Von einer Sekunde auf die andere kann sich Ihr Leben ändern und Abgründe auftun, die Sie nicht für möglich gehalten hätten.

Sie glauben, Ihnen würde so etwas nicht passieren, was Sie nicht mal im Traum Ihrem schlimmsten Feind wünschen würden. Und doch passiert ES. Vielleicht passiert es gerade wieder.

Innerhalb von einer halben Stunde verlor ich alles.

Mit ALLES meine ich:

Mein Haus ( ein Boot hatte ich nicht) 

Meine Kinder

Meinen Hund, den Kater

Meine Möbel, Geschirr, Kleidung, Erinnerungsstücke, Persönliches, Privatsphäre und meine Würde.

Mir blieben:

  • Meine Kleidung an meinem Körper.

2 schnell gepackte Taschen: einfach alles reingeworfen, was für die Jahreszeit im Schrank hing ( Es war Gott sei Dank Sommer!) .

  • Ein Laptop
  • Und mein Auto.

Ich stieg in das Auto, Montag Abend, 16:45 Uhr. Drehte den Schlüssel um und fuhr los.

Kein Blick mehr zurück. Vorbei an gaffenden Nachbarn, dem Polizeiwagen, unserem Steuerberater, dem Hundespazierweg, der Kirche. Dann stand ich vor der Sparkasse.

Ich brauchte Geld. Ich parkte im Parkverbot direkt vor dem Bankautomat , sprang aus dem Auto und stecke hektisch und schwitzend die Karte in den Automat. Die Karte wurde eingezogen. Hinweis: Das Konto ist gesperrt.

Es war 17: 10 Uhr an diesem sonnigen warmen Tag. 

Da ich Gott sei Dank unter Schock stand, berührte mich der Verlust der EC Karte so gut wie gar nicht. Irgendwie hatte ich damit gerechnet.

Und da ich gerade so gut rechnen konnte, wusste ich, dass es noch ein Konto gab auf dem etwas Geld zu liegen schien.

Ich nahm mein Prepaid Handy und rief den immer freundlichen Bankmitarbeiter der Sparkasse an. 

„ Wer hat alles Vollmacht auf dieses Konto?“ wollte ich wissen.

Die Antwort des Bankmitarbeiters rettete mir an diesem Tag sprichwörtlich den Arsch.

„Nur Sie, liebe Frau S.“, antwortete er.

Er hatte also etwas übersehen. Mein Ehemann.

In weniger als 5 Sekunden hatte ich das komplette Geld abgehoben.

Nun war ich wie ein Räuber auf der Flucht.

Das Auto mit zwei Taschen gepackt und eine kleine Reserve an Bargeld für die nächsten Stunden? Tage? An Wochen wollte ich nicht denken.

Und dann ratterte mein Gehirn. Das Adrenalin half mir, klar zu denken.

Als erstes musste ich mir eine Unterkunft organisieren. Das war logisch. Ich konnte ja nicht auf der Straße oder im Auto schlafen. (Damals war ich noch voll im Luxus-Modus. Heute käme das alles für mich in Frage).

Ich telefonierte die wenigen Hotels in unserer Stadt ab. Es war ernüchternd. In Frankfurt war gerade Messe. Und unsere Stadt lag im Einzugsgebiet. Also waren alle Hotels auch bei uns ausgebucht. Nichts ging mehr.

Ich flehte und heulte bei der Rezeption vor, so dass man mir freundlicherweise aus Mitleid ein Personalzimmer gab. Der Preis war auch zum Heulen. 

Aber ich nahm es.

Dann ging ich in das Restaurant und bestellte mir für 20 Euro ein Abendessen und eine Flasche Bier.

Ich musste nachdenken.

Was war geschehen?

Der Ordner 

Was geschehen war, war einfach unbegreiflich.

Man könnte es Betrug nennen. Oder Dummheit. Wahnsinn.

Vielleicht war ich auch zu blind, aber das stimmt eigentlich nicht. Denn ich hatte es alles kommen sehen.

Vor einigen Wochen fand ich im Keller unseres Hauses, in einem Schrank versteckt, einen schmalen DIN A 4 Ordner.

Das Zimmer hatte ich eingerichtet. Es war so eine Art Gästezimmer. Für Gäste, die wir sowieso nicht hatten.

Ich hatte eine wunderschöne Blumen-Tapete an die eine Wand angebracht. Ganz allein, da war ich schon stolz darauf.

In dem Zimmer saßen meine Kinder und ich manchmal auf dem Boden und hörten laut von Leona Lewis „Run“. Wir sangen mit und jaulten in den höchsten Tönen.

Es war lustig und wenn ich jetzt  daran denke, auch ziemlich traurig. Denn der Text verursacht Gänsehaut bei mir. 

„‚ll sing it one last time for you

Then we really have to go

You’ve been the only thing that’s right

In all I’ve done…

„Wir haben ein letztes Mal gesungen. Dann musste ich gehen. Das war das

Einzige was richtig erschien…, von allem, was ich je getan habe. Und ich kann dich kaum ansehen..

Los, reiß dich zusammen!
Als ob du eine Wahl hättest.
Selbst wenn du meine Stimme nicht hören kannst,
bin ich immer nah bei dir, mein Schatz.

Zu denken, ich könnte diese Augen nicht sehen,
macht es so schwer, nicht zu weinen.
Und wenn wir uns ewig lang verabschieden,
bin ich fast soweit

Als ob wir es alle haben kommen sehen…

And I can barely look at you
But every single time I do
I know we’ll make it anywhere
Away from here…“

In dem Ordner war eine chronologische Liste. Mit Uhrzeit, Datum.

Was ich wann gesagt hatte. Zu wem, aus welchem Grund. Wie ich es gesagt hatte.

Was Er gesagt hatte. 

Ein subjektiv geschriebenes Überwachungsdossier über mich.

Als ich weiter blätterte, fand ich eine Excel Tabelle für die Jahre 2011. 

Die Überschrift lautete: Unterhalt bei Trennung und Scheidung

Variante 1:  Du gehst und SIE bleibt mit den Kindern im Haus.

Variante 2: SIE geht und Du bleibst mit den Kindern im Haus.

Dann waren alle Kosten aufgeschlüsselt. Von Miete bis zur Versicherung. Jedes kleinste Detail.  Die Kosten für mein Fitness-Studio ( wurde gestrichen!), Friseurbesuche ( wurde gestrichen), Kosten für Lebensmittel, Auto, Kleidung, Freizeit. Einfach alles.

Unter dem Strich kam dann das Ergebnis, welche Variante im Falle einer Trennung für Ihn am günstigen wäre.

Es war ganz klar:  Wenn ER mit den Kindern im Haus verbleibt.

Denn dann MÜSSTE ICH automatisch Unterhalt für die Kinder zahlen.

So will es der Gesetzgeber. Zu Unterhalt ist derjenige verpflichtet, bei dem die Kinder nicht verblieben sind. 

Wenn ER also im HAUS mit den KINDERN bleibt, dann erhält ER auch den Unterhalt für die Kinder.

Es war auch klar, dass ich bei den Berechnungen äußerst schlecht weggekommen bin.

Eine Seite weiter finde ich eine Unterhaltsberechnung von einem Anwalt. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass er einen hatte.

Laut Düsseldorfer Tabelle stünde IHM Unterhalt für die Kinder in Höhe XY zu.

Wenn die Kinder bei IHM verblieben.

Läge der Vorteil bei mir und die Kinder würden im Fall einer Trennung bei mir verbleiben und ich im Haus bleiben dürfen, so müsste er eine hohe Summe an Unterhalt für mich UND die Kinder bezahlen.

Der Anwalt hat gut gerechnet. Es gab nur die eine Möglichkeit. Ich musste aus dem Haus entfernt werden ….

Ich nahm den Ordner an mich und überbrachte ihn  an eine Freundin. Ich sagte zu ihr: „ In diesem Ordner stehen wichtige Sachen. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber mir wäre es lieber, der Ordner bleibt bei Dir.“

Sie nahm ihn kommentarlos an.

Tag 1

Wissen Sie, heulen befreit tatsächlich. Aber ich war zu taub um zu heulen. Ich spürte nichts.

Ich ging auf mein Zimmer  zurück und öffnete den Laptop. 

Das Wort „Gewaltschutzgesetz“ habe ich vorher nie gehört. Ich musste es googlen. 

Doch ich saß erstarrt auf dem Stuhl, es war dunkel draußen, leise rauschte Straßenlärm an mir vorbei. Ich fragte mich, wie mein Tag heute begonnen hatte und konnte nicht glauben, wie er endete. 

Heute morgen verabschiedete ich meine 8 jährige Tochter mit einem Kuss und bat sie, bitte heute pünktlich nach der Schule nach Hause zu kommen. „Wir haben doch heute den Termin bei Dr. B“, erklärte ich.

„Ja, ja, Mama, ich beeil mich. Bis später!“, rief sie und verschwand aus der Tür. 

Ich rief ihr noch nach, dass es heute Mittag nur eine Kleinigkeit geben würde.

Vielleicht geht es Ihnen auch so? Als Mutter muss man sich immer rechtfertigen. Schließlich wollen Sie und ich doch eine gute Mutter sein, oder? 

Das gleiche gilt auch für Sie, als Vater.

Bevor ich innerhalb einer halben Stunde mein bisheriges Leben verloren hatte, war ich auf dem Polizeirevier in der Stadt.

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich auf einem Polizeirevier war.

Meine Tochter war nach der Schule nicht nach Hause gekommen.

Unser Termin war um 14 Uhr bei Dr. B. Wir hätten eine halbe Stunde gebraucht, um mit dem Auto dorthin zu fahren.

Um 13:30 Uhr war Lucy immer noch nicht zu Hause. Das war äußerst ungewöhnlich. Ich rief ihren Vater auf der Arbeit an. Er ging nicht an den Apparat. Auch meine Anrufe auf seinem Handy nahm er nicht an.

Ich wurde unruhig. Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn Ihr Kind nach der Schule nicht nach Hause kommt?

Sie würden in der Schule anrufen, oder nicht? Genau, das habe ich auch getan.

Ich wollte wissen, ob sie heute überhaupt in der Schule angekommen ist.

Man versicherte mir, dass sie heute den Unterricht besucht hatte.

Obwohl es bislang erst 30 Minuten Verspätung waren, ahnte ich nichts Gutes.

Ich wählte die Telefonnummer von einem Arbeitskollegen meines Mannes, der im gleichen Büro saß. Er hieß Erkan und nahm das Telefonat sofort an.

„ Ihr Mann ist nicht mehr auf der Arbeit. Mehr weiß ich nicht.“, sagte er.

Ungläubig legte ich den Hörer auf.

Das war doch alles nur ein schlechter Scherz, oder?

Ich rief bei Dr. B an. Auch hier war weder mein Mann noch meine Tochter. Ich schrie in das Telefon, das meine Tochter nicht nach Hause gekommen sei! 

„Sagen Sie mir endlich, dass mein Mann und meine Tochter bei Ihnen sind!“, brüllte ich die Sprechstundenhilfe an. „Warum sagen Sie nicht einfach, dass beide bei Ihnen sind?“, heulte ich verzweifelt.

„Frau S.“, sagte die Sprechstundenhilfe. „Weder Ihr Mann noch Ihre Tochter sind hier bei uns.“ Und legte auf.

Ich setze mich ins Auto und fuhr los zur Arbeit meines Mannes.

Innerhalb von 20 Minuten war ich dort angekommen. Sein Auto war weg.

Sein Handy war aus.

Immer wieder versuchte ich ihn anzurufen. Erfolglos.

Ich wusste nicht, wo ich noch suchen sollte. Also wollte ich nach Hause zurückfahren.

Laut heulend wählte ich die Telefonnummer von der Anwältin, die ich vor einigen Monaten schon einmal kontaktiert hatte, als ich das erste Mal ernsthaft wusste, dass ich mich trennen muss.

Damals riet sie mir, ein Schreiben aufzusetzen, worin mein Ehemann aufgefordert werden würde, innerhalb einer Frist die Wohnung zu verlassen. Ich sei lediglich Hausfrau und Mutter. Mutter von einem chronisch kranken Kind zudem, bei einer Trennung müsse ER ausziehen.

Als ich das Schreiben sah, wurde mir schlagartig übel, dass ich mich fast übergeben musste.

Nein, das konnte ich ihm nicht antun. Ich unterschrieb nicht.

Ich würde es schon noch eine Weile aushalten, dachte ich.

Meine Anwältin meldete sich sofort am Telefon.

Nachdem ich ihr alles geschildert hatte, drängte sie mich, unverzüglich zur Polizei zu fahren und eine Vermisstenanzeige aufzugeben.

Ich war nun auf dem Weg zur Polizei.

Und diese auch auf dem Weg zu mir, wie ich im Rückspiegel sah.

Hinter  mir fuhr ein Streifenwagen mit Blaulicht. „Stop!“, blinkte die Warnleuchte.

„Fahren Sie rechts ran“, bedeutete mir der Polizist.

Ich hielt das Auto an und nahm mein Handy vom Ohr.

Die Polizisten sahen eine völlig verheulte 33 jährige Frau, die während der Fahrt mit dem Handy telefoniert hatte.

Das war mein Vergehen und zog eine Buße von 40 Euro nach sich.

Sie wollten wissen, warum ich während der Fahrt telefonierte und warum ich so heulte.

Ich erzählte von meinem Verdacht, dass meiner Tochter etwas zugestoßen sein müsste und dass ich meine Anwältin erreichen musste.

Die Polizei nahm meine Sorge ernst und schlug vor, dass man mit mir nach Hause fahren würde, um dort nach meinem Mann zu suchen und gleichzeitig würde ein Streifenwagen auf der Arbeit meines Mannes noch einmal nachsehen. Ich überließ Ihnen auch die Handynummer von ihm, so dass man versuchen konnte ihn zu finden.

Wir fuhren also alle zu mir nach Hause. Ich ließ die Polizei in mein Haus und jedes Zimmer wurde betreten. Es war natürlich  niemand zu Hause.

„Sie müssen eine Anzeige machen, Frau S . Sie müssen nun aber mit aufs Revier kommen.“,sagte der Polizist.

Wir fuhren getrennt zum Revier. Ich betrat das Gebäude und wurde in einen Raum geführt, dort saßen mehrere Beamten.

„Meine Tochter ist nicht nach Hause gekommen. Ich erreiche meinen Mann nicht!“, schluchzte ich. 

„Wenn Du Dich trennst, dann nehme ich Dir die Kinder weg!“ drohte mir mein Ehemann immer wieder. „ Ich bring mich um, wenn Du uns verlässt! Ich habe doch niemanden außer euch! Du zerstörst unsere Familie! Das lasse ich nicht zu!“, hörte ich ihn innerlich sagen. Ich erinnerte mich, dass er mir immer und immer wieder drohte, wenn ich von Trennung und Scheidung sprach. 
Es war klar, dass wir uns schon lange nicht mehr respektvoll begegnen konnten. Hass war unsere Liebe geworden. Ich konnte nicht mehr mit ihm an einem Tisch sitzen, es schnürte mir die Kehle zu. Ich bekam keine Luft mehr neben ihn. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er stank. Alles schien vergiftet zu sein. Unsere Ehe war die Hölle geworden.

„Frau S., gegen Sie liegt eine Anzeige wegen Körperverletzung vor. Wenn Sie jetzt nach Hause gehen, warten  ein Gerichtsvollzieher und ein paar Beamte auf Sie. Sie dürfen das Haus nicht mehr alleine betreten.“ hörte ich eine Polizeibeamten zu mir sagen.

„ Was soll ich getan haben?“, stammelte ich völlig entgeistert.

„Körperverletzung?“, fragte ich.

„Ihr Mann hat sie angezeigt. Sie sollen ihn letzte Woche gewürgt haben. Er hat sich nicht gewehrt. Es gibt ein ärztliches Attest”, erklärte mir der Beamte.

„Daher greift nun das Gewaltschutzgesetz. Sie dürfen das Haus nicht mehr betreten und sich ihrem Mann nicht mehr nähern. Es ist Ihnen gestattet, unter Aufsicht ein paar persönliche Sachen zu packen. Beeilen Sie sich, wir müssen jetzt los!“, sagte der Polizist. 

„Was ist mit meinen Kindern?“, schrie ich.

„Ihren Kindern geht es gut, sie sind bei Ihrem Vater. Er will nicht, dass sie die Kinder sehen. Die Kinder werden nicht zu Hause sein.“, hörte ich den Polizisten sagen.

Der Albtraum begann….

„Ich will meine Anwältin anrufen!“, forderte ich .

Meine Anwältin riet mir, mich den Vorgaben der Polizei nicht zu widersetzen. 

Sie könne gerade erst mal nichts für mich tun. 

Oh, das waren tolle Nachrichten.

„Ein grandioser Tag“, finden Sie nicht auch?

Haben ich eigentlich erwähnt, dass ich heute noch den Kuchen für den Geburtstag meiner Tochter backen wollte.

Sie würde am nächsten Tag ihren 9. Geburtstag feiern.

Alle wissen nun, sie feierte ihn ohne mich.

Und die nächsten 9 Geburtstage ebenfalls.

Ich bin nie mehr in dieses Haus zurückgekehrt.

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Sonne74 sagt:

    Liebe Entmuttert!
    Ich verfolge deinen Blog schon seit längerem. Deine Geschichte ist ziemlich nahe an meiner.
    Auch ich habe zwei Kinder, geboren 2003 und 2005. Mein Ex- Mann war ein ziemlicher Narzisst und er hatte auch ein paranoides Verhalten. Seine krankhafte Eifersucht war nicht auszuhalten, meine sozialen Kontakte wurden mir immer mehr genommen. Ich hielt es nicht mehr aus. Dann kam die Trennung und Scheidung . Die Kinder blieben erst bei mir. Er machte mir aber weiter, wo er nur konnte, das Leben zur Hölle. Beschimpfungen, Weigerung jeglichen Kontaktes zu mir, Heimlichkeiten mit den Kinder waren an der Tagesordnung. Er wollte weiter DER Bestimmer sein.
    Und dann kam es….Nach den Ferien brachte mein Ex- Mann die Kinder nicht mehr zu mir zurück.
    Sie würden jetzt bei ihm leben wollen. Er hatte das Ganze gut vorbereitet, sich Beistand von Jugendamt und Jugendnotdienst verschafft, sogar die Polizei darüber informiert.
    Dann kamen Gerichtsverfahren, Gutachten, Verfahrensbestand usw. was das für Geld und Nerven kostet, brauche ich hier keinem erzählen. Am Ende hat er das Aufenthaltsbestimmungsrecht erhalten. Die Kinder wurden sofort aus ihren Schulen genommen und zogen mit ihm in einen neue Stadt. Plötzlich hatte er auch eine neue, schwangere Frau, die Kinder einen Hund und ein großes neues Haus war bereits in Planung. Er hatte mich entsorgt. Danach hatte ich noch 14tägigen Kontakt zu meinen Kindern, bis dieser dann aus erlogenen Gründen eingestellt wurde. Zum Gericht gehen, wollte ich nicht mehr. Seit 3,5 Jahren habe ich keinen Kontakt mehr zu den Kindern. Über Verfahrensbeteiligte bekomme ich gesagt, dass die Kinder mich nicht mehr sehen wollen. Ja, soweit kann es in Deutschland kommen! Aber mir geht es nicht schlecht, habe einen liebevollen Mann, der das alles mit mir durchgemacht hat. Seine 2 Kinder lieben mich, wir haben alle ein gutes Verhältnis. Aber so eine latente Traurigkeit ist immer in mir. Die Hoffnung gebe ich nicht auf, aber ob sich meine Kinder später mal von so einem dominanten und aggressiver Vater lösen können, weiß ich nicht. Denn wenn sie jemals mit mir Kontakt wünschen würden, müssten sie mit ihm brechen. Ob sie den Druck aushalten??? Liebe Grüße und danke für den Blog

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    1. Entmuttert sagt:

      Liebe Sonne74, warum müssen Deine Kinder mit dem Vater Deiner Meinung nach brechen, wenn Sie Kontakt mit dir haben wollen? Das verstehe ich nicht. Seit 3 Jahren habe ich Kontakt zu meiner ältesten Tochter. Wir sehen uns ab und zu, wir telefonieren, wir schreiben oft täglich. Den Kontakt zur jüngeren Tochter habe ich eher selten. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Kinder mit dem Vater brechen müssten oder unter Druck stehen. Meine Kinder wollten IMMER Kontakt zu mir, das weiß ich mittlerweile auch. Vielleicht versuchst du es einfach, wenn du dich dazu bereit fühlst, den Kontakt anzugehen. Und vielen Dank für Dein Feedback zu meinem Blog. Es ist mir ein großes Anliegen, uns verborgenen Müttern, wenn auch anonym, eine Stimme zu geben.

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      1. Sonne74 sagt:

        Liebe Entmuttert! Der Vater meiner Kinder hasst mich Abgrund tief. Ich wurde ständig schlechtgemacht . Kontakt aufnehmen, weiß ich nicht , wie das gehen soll. Als wir einmal dort waren, wurden wir des Grundstücks verwiesen. Telefon und E-Mail Anfragen beantwortet er nicht.
        Telefonnummern der Kinder habe ich nicht mehr, da sie neue Nummern bekommen haben. Schade. Liebe Grüße

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      2. Entmuttert sagt:

        Liebe Sonne74, vergiss den Hass! Da wissen wir, dass die Väter uns hassen. Und auch, dass sie uns schlecht machen! Und ja, er beantwortet Briefe und Telefon etc nicht. Das kenne ich alles. Deine Kinder aber haben sicherlich: Facebook, Instagram, Twitter. Versuch sie zu finden. Wenn Du das Profil der Kinder nicht auf Anhieb finden kannst, dann versuch es über dir noch bekannte Freunde der Kinder von früher und sieh dir die Freundesliste an und die Kommentare. So habe ich meine Tochter gefunden und Kontakt aufnehmen können. Ich habe sie bei Instagram gefunden und ihr geschrieben. Sie hat alle meine Nachrichten gelesen, aber aus Angst vor dem Vater nie geantwortet ( wollte das aber und hat sich sehr über meine Nachrichten gefreut). Ich habe also über einen Freund ihrer Freundesliste Kontakt zu ihr bekommen…. Ich habe eine Postkarte nach Hause geschickt… Und ganz offiziell darauf geschrieben, dass ich sie vermisse und Kontakt haben möchte. Meine Telefonnummer und Adresse stand auf der Postkarte. So kam der Stein ins Rollen. Wenn die Kinder 14 Jahre alt sind, dann darf der sorgeberechtigte Vater nicht mehr gegen ihren Willen den Kontakt unterbinden. ( Das tut er zwar trotzdem bei mir, aber ich bleibe hartnäckig). Wenn er dich des Hauses verweist, dann versuch es über eine Dritte Person. Vielleicht ist das ja eine Option für Dich?

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