Tag 2
Ich hatte einen Termin bei der Anwältin.
Die Lage war eindeutig.
Ich kam nicht mehr in mein Haus. Ich durfte nichts mehr aus dem Haus holen. Ich konnte nicht mehr meine Kinder sehen. Ich konnte mich noch nicht einmal verabschieden.
Wie ein plötzlicher unerwarteter Tod legten sich die Arme der Trennung um meinen Hals.
Wir waren auseinander gerissen, die Kinder in einen reißenden Fluß gestürzt, weil ich nicht aufgepasst hatte. Ohne zu überlegen, sprang ich hinterher, doch die kalte Strömung riss sie schreiend an mir vorbei. Weit aufgerissene Augen und Münder schrien mir entgegen: „Mama! Mama!“, sie überschlugen sich mit ihren Armen und Beinen. Das braune eiskalte Wasser schwappte in ihre Leiber und zog sie noch schneller an mir vorbei. Ich konnte sie nicht greifen, nicht festhalten und nicht mehr sehen. Das Wasser war tiefschwarz, dunkelblaue Tinte mit bunten Kleidchen und blonden Haaren. Ihre Köpfe waren unter Wasser, sie kämpften wie verrückt nach oben zu kommen. Ich konnte nur ungläubig zusehen, so schnell ich auch versuchte zu ihnen zu schwimmen, das Wasser war kräftiger als ich. Und dann trieben sie schon eine Unendlichkeit weit von mir, verschwanden so eilig, wie Wasser eben verschwinden kann, wenn es nur schnell genug ist.
Ich blieb allein zurück. Nass. Lieber tot als lebend. Warum kann ICH nicht ertrinken? Ich bin doch schon fast erstickt an dem bösen Schmerz. Meine Hände krampften sich an meinen Hals. Ich wollte selbst zudrücken. Ich schrie und drückte und schrie und sacke in mich zusammen. Fiel einfach auf das Kopfsteinplaster am Ufer des Flusses. „Du musst aufstehen!“, dachte ich. „ Du musst deine Kinder retten. Du bist ihre Mutter!“
Die nassen Kleider ziehen schwer an mir. Ich laufe wie eine uralte Frau mit einem Buckel aus bösen Erfahrungen , gebildet aus den Anstrengungen eines harten Lebens und stütze mich auf einen Stock, den ich nicht habe.
Es ist der 27.Juli 2011. Meine Tochter hat heute Geburtstag. Gestern kam sie nicht mehr von der Schule nach Hause. Gestern musste ich im Beisein der Polizei meinen Haustürschlüssel abgeben, die Krankenversicherungskarten der Kinder. Gestern Morgen sah ich meine beiden Kinder, damals 5 und 8 Jahre alt, das letzte Mal. Gestern Morgen haben wir uns verabschiedet und nicht gewusst, dass es ein langer langer Abschied sein würde.
Für immer wird sie ihren Geburtstag mit einem der schlimmsten Tage ihres und meines Lebens in Verbindung bringen müssen.
Vor 9 Jahren habe ich sie geboren und nach 9 Jahren sind Mutter und Tochter gleichzeitig gestorben.
„Suchen Sie sich eine Wohnung, sie kommen nicht mehr in das Haus zurück.“, riet mir meine Anwältin.
Ich schrie sie an: „Wie stellen Sie sich das eigentlich vor?! Wovon soll ich mir denn eine Wohnung mieten? Ich habe doch gar kein Geld! Wo soll ich denn hin?“
Die Tage 3-9
Die weiteren Tagen verliefen organisiert.
Ich musste mich um vieles kümmern.
Das Hotelzimmer war zu teuer, ich brauchte eine anderen Unterkunft. Das bisschen Bargeld ging mir aus. Ich rechnete: Jeder Tag in einem Hotel inklusive Lebensmittel würde mich mehrere hundert Euro kosten.
Ich hatte den ganzen Tag nichts zu tun außer mit meiner Anwältin zu telefonieren.
Die richtige Entscheidung war: Weg von hier.
Geld sparen. Ich musste mit dem bisschen verfügbaren Bargeld haushalten.
Ich wusste nicht, was noch auf mich zukam.
Völlig rational denkend ging ich zu einem Last-Minute Reisebüro und fragte, was der günstigste Last-Minute Urlaub wäre, den ich heute noch antreten konnte.
7 Tage Griechenland. Alles inklusive. Essen und Trinken. Flug. Parkgebühr am Flughafen.
Ich buchte Chalkidiki, irgendwo am Meer in Griechenland. Die Taschen waren ja schon gepackt. Und hatte genau noch 100 Euro übrig.
Weil der Flug erst am frühen Morgen ging, schlief ich am Flughafen auf einen dieser unbequemen Stahl-Stühle. Wieder eine Übernachtung gespart.
Zu Sonnenaufgang war ich in Griechenland. Sonne und Essen so viel wie ich wollte. Meine Anwältin wusste Bescheid. Zum Gerichtstermin nächste Woche würde ich zurück sein.
Ich schlief viel in Griechenland. Ich aß viel.
Und ich hatte Internet. Meine Recherchen ergaben: Keine Ergebnisse für Mütter, die per Gewaltschutz aus dem gemeinsamen Haus entfernt wurden.
Keine Ergebnisse von Müttern, die so das Sorgerecht für ihre Kinder verloren hatten.
Ich fühlte mich noch mehr allein.
Von Griechenland aus organisierte ich das, was wichtig war. Ich konnte die Korrespodenz per Email mit meiner Anwältin führen. Sie beantragte für mich Prozesskostenhilfe bei Gericht, weil ich ohne Einkommen war.
Und sie sagte: mir steht Trennungsunterhalt von meinem Ehemann zu.
Jedoch sei ich gleichzeitig nun auch zu Unterhalt für die Kinder verpflichtet.
„Aber mein Mann ist Ingenieur! Er hat schon immer das Einkommen alleine bestritten. Ich war in unserer Ehe als Hausfrau und Mutter nie berufstätig! Warum soll ich nun Geld bezahlen?“, fragte ich ungläubig.
„Weil es so im Gesetz steht!“, erwiderte die Anwältin.
„Aber wovon soll ich es denn bezahlen?“, schrie ich per Email.
Sie fand mich hysterisch und zu emotional.
Mit der nächsten Email informierte sie mich, dass er das alleinige Sorgerecht für die Kinder beantragt hatte und einen Umgangsauschluss.
Ich googelte in Griechenland und konnte nicht glauben, was sich alles ereignet hatte.
Da ich ihn tätlich angegriffen haben soll, wollte er zum Schutz der Kinder einen 6 monatigen Umgangsauschluss.
Zusätzlich das alleinige Sorgerecht.
Sein Anwalt war spitze. Er reichte schneller die Anträge bei Gericht ein, als ich bei Google nur das Wort „Sorgerechtsentzug“ eingeben konnte.
„Ich will die Scheidung!“ schrieb ich meiner Anwältin.
„Sie kriegen Ihre Scheidung. Und zwar eine Härtefall-Scheidung.“, stimmte sie mir zu.
Mit dem Antrag auf eine Härtefall-Scheidung mussten wir kein Trennungsjahr mehr einhalten. Die Scheidung konnte recht schnell vollzogen werden, wenn außerordentliche Gründe vorliegen, die für das sofortige Aufheben der Ehe sprechen. In meinem Fall lagen einige vor. Die Art und Weise, wie er mich aus dem gemeinsamen Leben entfernt hatte, waren Grund genug.
Das Gericht erkannte dies an.
Tag 10-14
Als ich aus Griechenland zurück kam , hatte ich keine Unterkunft.
Ich musste gewungenermaßen zu meinen Eltern. Wir hatten nie einen besonders herzlichen und guten Kontakt. Dass ich nun ihre Hilfe annehmen musste, zeigte, wie schlecht es mir ging.
Ich fuhr zu ihnen und schon bei der Ankunft heulte ich so laut, dass mein Vater mich anschrie: „ Hör auf zu heulen, was sollen denn die Nachbarn denken?“
Meine Mutter rannte in den ersten Stock und schloß schnell alle Fenster.
„Ihr seid doch nicht ganz dicht!“, schrie ich meine Eltern an.
„Ich bleibe hier keine Sekunde. Ihr spinnt doch! Wisst ihr eigentlich, wie schlecht es mir geht? Ich habe meine Kinder verloren! Und ihr denkt nur an die blöden Nachbarn?“, brüllte ich durch das ganze Haus.
Die Türen schlug ich extra laut zu. Dann rannte ich aus dem Haus und setzte mich ins Auto und fuhr los.
Wen hatte ich noch? Meine Tante. Einige hundert Kilometer entfernt. Sie würde mich aufnehmen, hoffte ich. Also fuhr ich zu meiner Tante und blieb dort ein paar Tage. Natürlich war ich keine angenehme Gesellschaft. So traurig, verheult und gequält wie ich war. Ich blieb.
Aber es gab Internet. Ich musste eine Unterkunft finden.
Für mich war klar, in jeder Universitätsstadt gibt es WG Zimmer. Und ich brauchte eines.
Innerhalb von wenigen Stunden hatte ich ein Zimmer in Frankfurt am Main online gemietet, welches ich weder auf Fotos ansehen konnte noch eine Vorstellung davon hatte, wo ich nun unterkommen werden würde.
Hauptsache billig sollte es sein und sofort verfügbar.
Ich fuhr volles Risiko. Lediglich eine Telefonnummer von Oksana hatte ich.
Sie versprach heute nachmittag zur abgemachten Uhrzeit da zu sein und dann könnte ich schon einziehen.
Meine Tante gab mir noch Handtücher, Bettwäsche, Bettdecke und altes Geschirr und Besteck mit und steckte mir etwas Bargeld zu.
Ich versprach, ihr die Bettsachen zurückzugeben, sobald ich konnte.
Dann fuhr ich los. Zu meiner neuen Wohnung.
Vorbei an meinem alten Leben.
Am späten Nachmittag, es war schwül warm, kam ich in Frankfurt Sossenheim an.
Eine üble Gegend mit Hochhäusern, Müll lag am Straßenrand. Multikulturell war die Nachbarschaft. Ein Kontrastprogramm zu meiner 6 Häuser-Sackgasse im beschaulichen Vorort einer mittelgroßen gepflegten Stadt.
Hier würde ich anonym sein, Eine wie die Anderen. Mittellos, im niedrigen sozialen Mileu angesiedelt, ganz unten angekommen.
Oksana war tatsächlich da. Ob Sie es glauben oder nicht: Als sie mir den Schlüssel aushändigte, fühlte ich mich kurzzeitig glücklich.
Ich war glücklich, ein Dach über den Kopf zu haben für die nächsten 4 Wochen. Die Miete von 220 Euro war schon bezahlt. Der Vertrag auf einem DIN 5 karierten Notizblock handschriftlich aufgesetzt und von Oksana und mir unterschrieben.
Sie zeigte mir mein neues Zimmer. Ein Kinderzimmer mit Kinderzimmer Möbeln. Also ein Bett und eine Art Schrankwand. Keine Couch. Kein Tisch. Kein Stuhl. Die Matratze war aus billigem Schaumstoff. Ein Fernseher stand da. Er zeigte nur ein Programm.
Die Küche und Dusche dürften wir gemeinsam benutzen. Aber es war klar, dass jeder für sich sorgte und auch in seinem Bereich essen würde.
Von gemütlicher WG-Stimmung war hier nichts zu spüren.
Oksana brauchte das Geld, um die Miete bezahlen zu können. Ich brauchte ein Dach über den Kopf.
Unsere Wohnung befand sich im 11. Stock. Der Blick über die Hochhäuser auf Hochhäuser und alte ranzige Balkons war wie ein Kulturschock für mich. Orientalische Musik schwebte von den kleinen Betonbalkons. Es roch nach asiatischem Essen. Indischer Küche. Oksana kam aus Russland.
Sie war jünger als ich. Mitte 20.
Sie sah hübsch aus. Vielleicht etwas zu kräftig gebaut. Blondierte Haare.
Ihre Wohnung war ordentlich. Sauber.
In ihrem Zimmer- das Wohnzimmer- standen Bilder von ihr und einem Mann. Ein Hochzeitsbild. Daneben ein Foto von einem kleinen blonden Jungen. Vielleicht 4 Jahre alt. Russische Häkeldecken dekorierten den Glastisch. Auf dem winzigen Balkon stand neben dem Müll ein Käfig mit Hasen.
Oksana arbeitete als Zahnarzthelferin. Sie sagte mir gleich, dass sie jeden Tag mehr als 12 Stunden außer Haus sein werde. Ich fragte nicht warum.
Internet gab es keines. Aber das war kein Problem. Nur ein paar Straßen weiter befanden sich einige Internetcafes. Die Besitzer waren alle aus verschiedenen Ländern. Ich vermutete, ich war die einzige Deutsche in diesem Viertel.
„Ich muss jeden Tag um 19 Uhr ins Internetcafe und telefonieren.“, sagte sie.
„Mit wem telefonierst du denn?“, wollte ich wissen.
„Mit meinem Sohn.“, war die Antwort.
Wenn Sie telefonierte, surfte ich im Internet.
Ich hatte viel zu recherchieren. Aber ich fand keinen Fall, wie meinen. Ich fand überhaupt nichts dazu, dass es in Deutschland möglich war, einer Mutter die Kinder wegzunehmen.
Ich wartete vor der Telefonzelle.
Oksana kam heraus. Verquollene Augen, verheult.
Wir liefen zurück.
Zu Hause erzählte sie, dass ihr Mann vor ein paar Jahren plötzlich verstorben sei. Sie hatten einen Sohn zusammen.
Dann wird die Geschichte undurchsichtig.
Ich erfahre, dass sie nicht gut für den Sohn sorgen konnte und das Jugendamt ihr den Sohn entzogen hat.
Weil Oksana das nicht akzeptieren konnte ( verständlicherweise!), plante sie, wie sie ihren Sohn in ihr Heimatland zu ihrer Mutter bringen lassen konnte. Sie organisierte die Flucht , oder besser gesagt Entführung, ihres eigenen Sohnes. Fragen Sie mich nicht wie, ich habe das damals nie wirklich verstanden und nicht näher gefragt.
Ihr Sohn lebt nun bei ihrer Mutter in Russland.
Und Oksana kann nur mit ihm telefonieren. Sie darf nicht zu ihm und er nicht zu ihr. Sie sprach von drohenden Strafen.
Und einmal heulte sie herzzereißend: „ Ich darf auch keine weiteren Kinder mehr kriegen! Das Jugendamt würde sie mir sofort auch wegnehmen!“
Ich konnte das alles nicht glauben.
Vor allem auch nicht, dass in dieser Wohnung in Frankfurt Sossenheim im 11. Stock zwei Mütter wohnten, die beide ihre Kinder verloren hatten.
14 Tage nach der gewaltsamen Entsorgung und Entfernung aus meinem damaligen Haus war die erste Gerichtsverhandlung.
Aufgrund meiner tätlichen Handlung gegenüber meinem Ehemann wurde mir das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder entzogen.
Weiterhin gab es einen Umgangsauschluss für weitere 6 Monate. Ich durfte mich weder meinen Kindern, noch dem Haus noch meinem Ehemann nähern. Auch nicht telefonieren. Oder sonstiges.
In Sachen Scheidung wurde ich per Härtefall-Scheidung geschieden.
Mir stand Scheidungsunterhalt zu und dem Vater der Kinder Unterhalt für die Kinder, den ich zu zahlen hatte.
Mir wurde ein fiktives Einkommen angerechnet, welches ich hätte verdienen können, wäre ich jemals arbeiten gewesen oder würde ich arbeiten gehen. Aufgrund meiner Berufsausbildung. Nur, dass ich seit über 9 Jahren nicht mehr berufstätig war und zudem Mutter einer behinderten Tochter, um die ich mich 24/7 gekümmert hatte.
Völlig egal, wieviel der Vater der Kinder verdient. Er kann verdienen was er will. Zu Unterhalt ist verpflichtet, bei dem die Kinder NICHT verblieben sind.
Das gemeinsame Haus wurde auf ihn überschrieben. Ich erhielt eine Summe von ca. 50.000 Euro aus unsere Ehe. Davon behielt die Anwältin direkt 14.000 Euro an Anwaltskosten ein. Alle Gerichstkosten gingen zu meinen Lasten.
Die Prozesskostenhilfe müsse von mir zurückgezahlt werden.
Der Unterhalt belief sich auf einige hundert Euro im Monat.
Ich schlief viel. Und ich weinte.
Wenn ich die Post öffnete, die ich von meiner Anwältin an meine neue Adresse geschickt bekam, brach ich zusammen.
Aus mir wich jegliche Kraft und Lebensfreude.
Machtlos fiel ich in mich zusammen. Kauerte auf dem Teppichboden, hielt mich selbst umarmt und schrie und jammerte, bis ich nur noch wimmern konnte.
Oksana sagte dann immer: „ Hör auf zu weinen. Es bringt nichts.“
Ich hatte so viel Hoffnung. Aber sie hatte so viel mehr Erfahrung.
„Du kriegst Deine Kinder nicht mehr zurück!“, sagte sie.
Ich wollte das alle nicht hören.
Schreiend lag ich gekrümmt in dem ehemaligen Kinderzimmer ihres Sohnes.
Ich hustete und hustete. Meine Rippen schmerzten. Ich bekam keine Luft mehr. Das Atmen fiel mir schwer. Der Husten kam wie Wehen alle paar Minuten.
Die erste Ärztin , der ich erzählte, was mir passiert war, blieb ungerührt. Mein Husten und meine Atemnot seien psychisch. Sie verschrieb mir Medikamente.
Der Husten verschlimmerte sich zusehens, ich konnte kaum noch sprechen. Nachts waren die Anfälle so schlimm, dass an Schlaf nicht zu denken war. Auch Oksana wurde durch meinen Husten gestört.
Der zweite Arzt hörte sich meine Geschichte an. Er war wirklich betroffen.
Und er hörte meine Geschichte nicht zum ersten Mal. Zwar zum ersten Mal, dass dies einer Frau passierte, aber er kenne die Methoden von Anwälten und die Gerissenheit von verletzten Ehepartnern. Erst letztens behandelte er einen Vater, der entsorgt wurde und unter den Folgen des Kindesentzugs litt.
Ich hatte eine posttraumatische Belastungsstörung. Schwarz auf weiß. Mit Atttest. Das Gericht lachte mich aus.
Der Anwalt meines Mannes verhöhnte mich und unterstellte mir, ich hätte den Arzt solange bezirzt, bis er mir das gewünschte Attest ausstellte.
Meine Beschwerden wurden schlimmer, ich musste ins Krankenhaus.
Notaufnahme Frankfurt Höchst.
Mittlerweile hatte sich eine Pleuritis entwickelt. Ich war wochenlang krank.
Mein Hausarzt unterstützte mich so gut es ging.
Er hatte gute Ratschläge, wenn auch sicherlich unkonventionelle.
Da er von meiner desolaten finanziellen Situation wusste, sagte er in vollem Ernst: „ Sie können sich auch einigermaßen gesund ernähren, wenn Sie bei Mc Donalds einen Hamburger für 1 Euro kaufen. Das ist besser als nichts.“
Er hatte Recht. Ein Hamburger für 1 Euro sättigte mich wenigstens.
Dann sagte er: „ Die Gegend hier…. das ist so ziemlich mit die Schlimmste in Frankfurt. Versuchen Sie hier wegzuziehen. In dem Hochhaus, in dem Sie wohnen, lebte der Attentäter vom Mordanschlag am Frankfurter Flughafen im März 2011.“
Vielleicht haben Sie es damals mitbekommen: Bei dem Anschlag handelte es sich um den ersten Anschlag in Deutschland mit islamistischen Hintergrund.
Es war einfach nur noch absurd. Noch vor wenigen Wochen lebte ich in einer Doppelhaushälfte als Ehefrau und Mutter mit unserem Golden Retriever und unserem Main-Coon Kater.
Und nun bewohnte ich ein kleines Kinderzimmer (eines Jungen, der nach Russland entführt wurde), weil ich selbst meine Kinder verloren hatte.