Und dann war sie wieder weg….

am

Die letzen Monate habe ich mein Leben ausgerichtet auf ein neues Leben als Mutter.

Ich habe eine größere Wohnung mit einem Kinderzimmer gemietet, das Zimmer möbliert, dekoriert und es so gemütlich wie möglich gemacht.

Der Urlaub war gebucht,  aufgeregt war ich und voller Sorge, ob es meiner Tochter an  meinem Lieblingsplatz genauso gut gefallen würde, wie mir.

Und dann war der Tag da! ( Zuvor hatte ich mir noch das Buch: Das Pubertier reingezogen, ich wollte gewappnet sein.)

Nach mehreren Monaten haben wir uns endlich wieder gesehen.

Erstaunlich, was ein paar Monate aus einem Teenager machen.

Am ersten gemeinsamen Tag haben wir eine neue Brille ausgesucht. Ihre Sehstärke hatte sich verschlechtert und wir haben ein schönes, aber preisgünstiges Gestell gefunden, was ihr gefallen hat.

 

Dann reisten wir los auf die wunderschöne Insel Juist in der Nordsee.

Erste Zweifel kamen auf, ob das Wetter auch wirklich gut werden würde und ich beruhigte meine Tochter vergebens, das Wetter sei dort überwiegend gut und habe nichts mit dem Wetter auf dem Festland zu tun!

Auf der Insel angekommen, wurden wir mit warmen Sonnenstrahlen empfangen, ich war beruhigt.

Zu meiner großen Freude erkannte meine Tochter auf der Insel ein paar bekannte You-Tuber und konnte Beweisfotos sichern und war der Star in ihrer Klassen-Whatsapp-Gruppe, ich dachte innerlich: “ Strike!!!! Ich -> coole Mama!“

Jedoch verstehe ich bis jetzt nicht den Sinn und Zweck und Inhalt der You-Tuber, das erschließt sich mir nicht.

Wir hatten ein paar wirklich schöne Tage auf der Insel und als wir zu Hause wieder ankamen, so etwas wie Alltag, einen normalen Alltag als Mutter und Tochter,  auch wenn ich immer noch Urlaub hatte.

Wir kauften uns die gleichen Paar Schuhe, weil es bei Deichmann 50 % auf das 2. Paar gab und fanden das lustig.

Ich bestellte Frozen Yoghurt am Bahnhof in Köln und versuchte Toppings darauf zu türmen, jedoch fiel mir das gesamte Eis auf den Boden, irgendwie peinlich und urkomisch für uns. Ich bin leider etwas tollpatschig, zweitweise.

Vor dem Dom dann das nächste spannende You-Tuber Erlebnis. Wieder ein mir unbekannter Typ, der im Leben der Teenager anscheinend Promi-Status hat, wurde entdeckt und die Aufregung war groß! ( Ich war abermals die coole Mutter und die Whatsapp-Klassen-Gruppe neidisch ohne Ende. ) Man sprach davon wie „fame“ unser Leben doch sei und dass einige Mädchen der Ohnmacht nahe stünden und dass das alles „fancy“ sei.

Ich kaufte dann erstmal Karten für die Domführung. Etwas Kultur musste sein. Außerdem war mir unendlich schlecht von dem Frozen-Yoghurt. ( Ich hatte ihn innerhalb der 2 Sekunden Regel aufgehoben und natürlich noch gegessen)

Die Domführung war spannend und danach trat meine Tochter in einen Haufen Hundescheiße, was zu einer mittleren Krise führte.

Der schöne sonnige Tag drohte zu kippen. Es war Sonntag, wir konnten auch keine neuen Schuhe kaufen…

Die Laune besserte sich, als ich eine Apfelsaft-Schorle, die wir im Rucksack hatten, öffnete und alles über mein blütenweißes Hemd und die Jeans sich ergoß.

Ich bin eben doch der Haupt-Tollpatsch!

Die Rückfahrt vollzogen wir nur in Socken, das Kind ( nein, Kind darf ich nicht mehr sagen!), meine Tochter legte die stinkenden Schuhe in eine Tüte und wir fuhren nach Hause. Das dauerte allerdings länger als geplant und als das Navi ansagte, weil es für mich immer wieder ein Horror ist, in Köln Auto zu fahren.

Die Schuhe reinigte ich übrigens professionell am nächsten Tag an der Tankstelle in einer Waschanlage mit dem Hochdruckreiniger. Funktioniert prima! Wir lachten uns schlapp darüber. Es war urkomisch!

Abends spielte wir ein  Kartenspiel.“Werwolf“  Ich hatte das Licht gedämmt, Kerzen brannten. Die Stimmung war unheimlich. Das Spiel irgendwie auch, fand ich.

Plötzlich knallte es draußen laut, wir erschraken zu Tode. Ich lief vorsichtig zur Haustüre und guckte hinaus in die dunkle Nacht.

Ein Feuerwerk begann und man hätte meinen können, wir saßen am Sylvester Abend zusammen, aber es war ja August!

In meinem kleinen Dörfchen, welches eigentlich nur aus einer Straße besteht, wurde kräftig Junggesellen-Abschied gefeiert.

Wir hielten uns vor Lachen den Bauch, weil wir so änglichst waren und über die Absurdität, in einem 100 Seelen-Sträßchen solch ein Spektakel zu erleben.

Am nächsten Tag besuchten wir die nächste Metropole: Düsseldorf.

Dort kenne ich mich auch viel besser aus und fühle mich heimischer.

Wir machten schöne Fotos mit der neuen Brille, den neuen Schuhen und sogar einer neuen Handtasche, alles total stylisch und neben meiner Tochter fühlte ich mich auf einmal alt. Und unmodern.

Und ich freute mich für  meine jugendliche Tochter, die ihre Jugend noch vor sich hat und Pläne für ein Studium, für ihre Zukunft und die Chancen ihres Lebens.

Und das Zusehen ist ein Abschied von meiner Jugend und ein Zusehen, wie sich ein Teil von mir, unabhängig von,  mir entwickeln wird.

Spannend.

Gestern verabschiedete ich meine Tochter wieder, sie fuhr im Zug nach Hause.

Nun ist meine Wohnung leerer, ruhig, kein gemeinsames Frühstück, keine Fernseh-Abende auf der Couch bis Mitternacht, weil wir umbedingt sehen wollten, wie es mit der Sendung “ Mein Leben mit 300 Kilo“ weiter geht. Keine Nudelberge, kein Gelächter am Esstisch, weil wir gekleckert haben.

Keine Eisbecher, die leer auf dem Couchtisch stehen, kein stapelweise beschmutzen Geschirr mehr,  keine Schuhberge mehr im Hausflur.

Ruhe, Einsamkeit, kein Lachen.

Vermisse Dich, große Tochter.

Vermisse Dich, kleine Tochter, die ich weiter nicht sehen darf, weil der Vater es untersagt.

 

 

P.S.: Auf Snapchat habe ich gestern gesehen, dass meine große Tochter das gleiche Outfit ihres Bitmojis wie ich erstellt hat. Wir tragen also auch virtuell Partnerlook.

Das macht mich sehr glücklich 🙂

 

 

 

 

 

 

 

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. maramarin21 sagt:

    Juist ist einer der schönsten Orte, die ich kenne. Wie wunderbar, dass Du solch eine Zeit mit Deinem Kind erlebt hast. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du in ein paar Jahren beide Töchter wieder regelmäßig um Dich hast. Ich bin einfach nur glücklich, das hier zu lesen.

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    1. Entmuttert sagt:

      Danke Dir! Ja, das wünsche ich mir auch !!!!!!

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  2. Caterina Stünz sagt:

    Halte weiter tapfer durch! Ihr hattet solch eine wunderschöne Zeit miteinander jetzt während dem Urlaub auf der Insel und Zuhause. Deine guten Gedanken und vielleicht Gebete Deiner großen Liebe zu Deinen Töchtern kommen immer an!! Du siehst, was daraus entstanden ist und entsteht, Du wunderbare, starke Frau!

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    1. Entmuttert sagt:

      Was für ein schönes Kompliment, ich Danke sehr dafür ❤️

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